Portrait Hartmut Giesen

Hartmut Giesen GESCHÄFTSLEITER DER SUTOR BANK

Flashcrash und Boom: Politik treibt Bitcoin-Preis in beide Richtungen

Bis Freitag vergangene Woche sah es so aus, als ob der Bitcoin sich neben Gold als alternativer „sicherer Hafen“ gegen Inflation und schwindendes Vertrauen in US-Dollar und US-Anleihen etablieren könnte. Doch ein Tweet von Donald Trump mit der Drohung, gegen China 100 Prozent Strafzölle zu verhängen, jagte den Bitcoin-Kurs nach unten. Der Goldpreis hingegen steigt weiter. „Damit zeigt sich wie schon in der Vergangenheit, dass Politik der größte Einflussfaktor für den Bitcoin-Preis ist“, erklärt Hartmut Giesen, Geschäftsführer der Sutor Bank, wo er für Business Development Fintech, digitale Partner und Krypto / Blockchain zuständig ist. „Dabei war Bitcoin entwickelt worden, um als dezentrale Währung unabhängig von politischer Beeinflussung zu sein“, führt Giesen aus. Der Tweet sei sicherlich keine bewusste Manipulierung des Bitcoin-Preises gewesen. „Aber es gibt Gerüchte, dass das Zurückrudern von Trump am vergangenen Wochenende auch damit zu tun hatte, dass die Trump-Familie zu den großen Verlierern des Krytpo-Flashcrashes gehörten“, sagt Giesen.

Die jüngere Vergangenheit hat aus Sicht von Hartmut Giesen bereits mehrfach gezeigt, dass der Kurs des Bitcoin mehr von Politik getrieben wird als von allen anderen Preisfaktoren, wie zum Beispiel Zinsen oder anderen makroökonomischen Faktoren. Dies hat sich schon im Sommer gezeigt, als in den USA neue Gesetze zur Krypto-Regulierung in Kraft traten. Korrelationen zu anderen Asset-Klassen besonders zu Tech-Aktien und zuletzt Gold lassen sich immer nur temporär beobachten. Impulse meist aus dem politischen Bereich heben die Korrelationen immer wieder auf. Dabei ist nach Meinung von Hartmut Giesen zumindest seit der Trump-Administration zu vermuten, dass Politik bewusst mit Sicht auf Kryptopreise gestaltet wird, weil die Trump-Familie von hohen Preisen profitiert.

Traum von unabhängiger Währung gescheitert?

Die Ursprünge des Bitcoin gehen auf den Wunsch nach einer vollkommen unabhängigen Währung, die Werte digitalisiert und dabei ohne zentrale Kontrolle funktioniert, zurück. „Wenn Bitcoin der Traum einer von der Politik völlig unabhängigen Währung war, frei von staatlicher Einflussnahme und losgelöst von den Mechanismen klassischer Finanzpolitik, dann ist er zumindest teilweise gescheitert“, sagt Hartmut Giesen.

Zwar sei die Blockchain-Technologie selbst politisch unabhängig, da sie fälschungssicher, dezentral organisiert und zuverlässig ist. Der Marktpreis des Bitcoin folgt nach Analyse von Hartmut Giesen jedoch kurzfristig eigenen Logiken, während langfristig das Vertrauen der Anleger entscheidend sei – und dieses Vertrauen werde politisch geprägt. „Der entscheidende Treiber für das wertbildende Vertrauen liegt außerhalb des Codes: in der politischen Legitimation“, erklärt Giesen. „Positive Regulierung schafft Akzeptanz und zieht institutionelle und private Anleger an, negative Regulierung schreckt sie ab, und lässt Nachfrage damit steigen oder die Preise sinken.“ Allein die Androhung strenger Regeln oder die Aussicht auf eine behutsame Integration in das Finanzsystem ließen den Bitcoin fallen oder steigen. Dabei seien die Preisreaktionen in der Regel nicht Ziel, sondern Nebenwirkung politischer Entscheidungen.

Aktuell gibt es aus Sicht von Hartmut Giesen einige politische und regulatorische Projekte insbesondere in den USA, die mittel- bis langfristig Auswirkungen auf die Entwicklung des Bitcoin haben können. So arbeitet die SEC mit ihrem „Project Crypto“ an einer umfassenden Analyse der Kryptowährungen und deren Einfluss auf Finanzstabilität und Anlegervertrauen. Der im Juli von US-Präsident Trump unterzeichnete „Genius Stablecoin Act“ regelt zwar primär die Herausgabe von Stablecoins in den USA, könnte aber auch insgesamt das Vertrauen in den Kryptomarkt weiter stärken.

Die USA spielten bei der Beeinflussbarkeit des Kryptomarktes und damit auch des Bitcoin-Kurses eine herausragende Rolle. Kleine Staaten wiederum hätten kaum Einflusspotenzial. Vor allem die großen Wirtschaftsnationen verfügten nach Giesens Meinung über einen indirekten, aber starken Hebel, um den Bitcoin und andere Kryptowährungen zu beeinflussen. „Ob kleine Staaten den Bitcoin fördern oder verbieten, spielt für seinen Preis keine Rolle. Sein Kurs wird in New York, London und Hongkong gemacht, nicht in Valletta oder Tallinn“, sagt Giesen.

„Der Bitcoin ist ein technologisch unabhängiges, aber politisch nicht entkoppeltes Asset“, fasst Hartmut Giesen zusammen. „Sein Kurs hängt am Vertrauen der Anleger – und dieses Vertrauen wird mehr von den Finanzministerien und Aufsichtsbehörden der Welt geprägt als von den Minern im Netz.“ Dies unterscheide das digitale Gold Bitcoin auch grundsätzlich von physischem Gold. 

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