Tobias Karow Stiftungsmarktplatz.eu

In der Verantwortung bleiben, aber die Rolle des Kontrolleurs bevorzugen

Dirk Schoch, Leiter des Stiftungskontors der Sutor Bank im Gespräch mit Tobias Karow, Gründer und Geschäftsführer von stiftungsmarktplatz.eu, über Herausforderungen für Stiftungen beim Generationenwechsel.

Wie sieht die Lage in den Vorständen von Stiftungen derzeit aus?

Karow: Im Stiftungsbereich gibt es einen weiteren Generationenwechsel, denn viele Gründer kommen in ein gewisses Alter. Die neuen und deutlich jüngeren Vorstandsmitglieder kommen mit anderen Schwerpunkten und neuem Problembewusstsein, außerdem bringen sie oft eine Affinität zur digitalen Welt mit. Entsprechend wird sich die Verwaltung von Stiftungen verändern, was auch die Vermögensanlage tangieren wird.

Wo liegen bei den kleineren und mittleren Stiftungen die offenen Punkte?

Karow: Angesichts der Komplexität der Märkte einerseits und den spezifischen Anforderungen an das Bewirtschaften des Stiftungsvermögens ist es wahrscheinlich, dass relativ bald die Entscheidung fällt, dass die Stiftungsverantwortlichen es nicht mehr aktiv selber machen wollen. Dennoch bleiben sie in der Verantwortung, wenngleich sie die Rolle des Kontrolleurs bevorzugen sollten. Das Vermögensmanagement selbst wird an Asset-Manager delegiert, und die Stiftungsverantwortlichen lassen sich regelmäßig informieren.

Wohin geht der Trend bei den Kosten der Anlagen, welche Rolle spielen diese?

Karow: Hinsichtlich der Kosten gibt es eine wachsende Sensibilität, so zum Beispiel beim Ausgabeaufschlag. Diesen muss eigentlich keine Stiftung mehr zahlen. Auch hinterfragen mehr Stiftungen die Depot-Infrastruktur und vergleichen die Kosten und Dienstleistungen. Die Kostenschraube lässt sich drehen.

Und was bedeutet das konkret, insbesondere mit Blick auf Stiftungen?

Karow: Es sind mehr externe Beraterinnen und Berater nötig, die mit den Stiftungsfragen umgehen können. Stiftungen nur so nebenbei zu machen, führt nicht zu Vertrauen. Es sind Berater gefragt, die ein gutes Netzwerk im Stiftungswesen und beispielsweise eine Ausbildung zum Stiftungsmanager oder Stiftungsberater haben. Die muss man hierzulande noch suchen.

Welches Know-how gibt es in Stiftungsgremien im Hinblick auf nachhaltige Geldanlagen?

Karow: Die Themen sind hier noch nicht durchdrungen. Vielen Stiftungsgremien fehlen bei der Nachhaltigkeit die Kriterien, was die Stiftung für besonders wichtig hält oder allgemeiner Konsens ist. Die meisten – ehrenamtlich tätigen – Stiftungsverantwortlichen können diese Arbeit nicht leisten oder den Prozess moderieren. Hier brauchen Stiftungen unabhängige Berater, die professionelle Unterstützung leisten.

Zur Person: Tobias Karow

ist Gründer von www.stiftungsmarktplatz.eu, einer Plattform für Stiftungsexperten, und im Stiftungswesen seit 10 Jahren aktiv. Er ist Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs, der führenden Arbeitshilfe zu Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds (www.fondsfibel.de), Veranstalter des Virtuellen Tags für das Stiftungsvermögen und bloggt regelmäßig.

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